So wird Strom gemacht ...

Es ist klar, dass elektrische Energie nicht ERZEUGT werden kann, sondern nur aus
anderen Energien umgewandelt wird. Das Prinzip eines Heizkraftwerkes ist einfach:

Mit Kohle (chemischer Energie) wird Wasser gekocht, der Dampf dann auf Turbinenschaufeln geleitet,
die eine Welle drehen. Diese treibt einen Generator (großer Dynamo) an und schon gibt es STROM.


Wie das alles in der Praxis möglichst schadstoffarm funktioniert, wird den Besuchern im
Heizkraftwerk Reuter West bei einem Rundgang gern gezeigt und ausführlich erläutert.



Berlins leistungsstärkstes Kraftwerk (600 MW) verfeuert täglich ca. 3.500 Tonnen Steinkohle und
beheizt mit der Abwärme noch ca. 55.000 Haushalte (780 MW). Erbaut 1987 gruppieren sich
zwei baugleichen 300 MW-Kraftwerksblöcken um das moderne Kesselgebäude.



Diese Schnittzeichnung zeigt Links die einzelnen Kraftwerkskomponenten
sowie Rechts die aufwendigen Einrichtungen zur Rauchgasreinigung.



Ausgerüstet mit Hygenekappe, Schutzhelm und Akku-betriebenem Hörgerät begann
dann der Rundgang durch den gigantischen Gebäudekomplex.



Mit dem Genick im Naken wurde der Blick immer wieder auf die saubere Abluft gelenkt.



Wo und wie die Rauchgase gereinigt werden, ist gleich zu sehen.



Die wichtigsten Komponenten zur Rauchgasreinigung sind: die Entstickung mittels Katalysator,
die Entstaubung durch Elektrofilter und die Rauchgasentschwefelung (Gips-Gewinnung).



Rauchgas-Entschwefelungs-Anlage
Hier wird eine Kalksteinsuspension in den Rauch eingeblasen ...



... und die entstehende Gipsflüssigkeit wird in einer Zentrifuge zu Gips mit
einer Restfeuchtigkeit von 10 Prozent getrocknet.



Staubige Angelegenheit. - Lasst uns schnell nach nebenan gehen ins ...





Damit es entlang der Förderbändern nicht zu sehr staubt, wird der Gips wieder leicht befeuchtet.





In der Entschwefelungsanlage werden bis zu 6 Tonnen Gips pro Stunde erzeugt der
dann u. a. zur Herstellung von Rigips-Platten, an die Baustoffindustrie geliefert wird.



Vor dem Verladen des Gipses wird dieser nochmals getrocknet und dann von LKW abgefahren.
Die Bahnwagons im Hintergrund dienen dem Abtransport von Asche.



Einfüllstutzen zum Gipsverladen



Jetzt wird es heiß und laut ...



Hier in den Kohlemühlen wird die Steinkohle zu einblasfähigem Staub zermahlen.
Die Mahlleistung einer Mühle beträgt 28 Tonnen je Stunde.







Turnusmäßig werden die Kohlemühlen instandgesetzt. Bei unplanmäßigem Ausfall von
Mahlwerken kann das Kesselhaus jedoch auch mit Schweröl befeuert werden.



Mit dem Fahrstuhl geht es raus aus dem Krach, hoch auf das Dach des riesigen Kesselhauses.



Damen - die mit Stöckelschuhen zur Kraftwerksbesichtigung kamen, wurden plötzlich
zu Ballerinen und tänzelten auf dem Ballen über die Gitterroste.



Oben angekommen, herrscht leider trübe Sicht - die jedoch nicht vom Kraftwerk herrührt.



Die Kohlebunker für ca. 220.000 Tonnen Steinkohle werden per Schiff und Bahn aufgefüllt.
Ohne Nachschub würde der Vorrat für etwa 58 Tage reichen.



Der Nasskühlturm ist 100 m hoch, Durchmesser oben 61 m, unten 105 m.
Der für die Fernwärme nicht nutzbare Dampf gibt
hier seine Energie an die Umgebungsluft ab.



Das kondensierte Wasser wird dann wieder zur Kühlung der Turbinen genutzt.



Blick in ein Kohlenstaubgebläse (natürlich außer Betrieb)



Das Feuer im Kessel erhitzt den Dampf auf 540 °C, der dann mit einem Druck von 196 bar
über gewaltige Rohrleitungen, auf die Schaufelblätter der Turbinen gepresst wird.



Aus der Kraft der Drehbewegung wird dann durch elektromagnetische Induktion
im Generator Strom erzeugt.



Wegen des Betriebsgeräusches der mit 3.000 Umdrehungen pro Minute drehenden Turbine ist
bei längerem Aufenthalt in der Maschinenhalle das Tragen eines Gehörschutzes vorgeschrieben.



Hier ein seltener Blick auf die Antriebswelle an der Kupplung von Turbine und Stromgenerator.
Der Generator selbst ist dann eher unspektakulär (Bild unten, grüner Teil im Vordergrund).



Die Gesamtlänge von Turbine und Generator beträgt 35 Meter. Beide sind schwingungsfrei von
der Maschinenhalle entkoppelt. Die Kühlung der Lager der Antriebswelle sowie der Generator-
spulen erfolgt mit flüssigem Wasserstoff. Die Nennspannung des Generators beträgt 22.000 Volt.



Zur Übertragung der Leistung wird die Spannung von 22 kV auf 380 kV hochtransformiert.
Die großen Stahlgittermaste von Überlandleitungen sind allen wohl gut bekannt.





Vorbei an wichtigen Türen ging es dann zum Herzstück der Kraftwerkes - dem Leitstand.



Von der Vielzahl von Anzeigen zur Überwachung und Prozeßsteuerung sind Laien überwältigt.

Noch einige Fakten:
Mit einer Kesselleistung von 80 Prozent erzeugt das Grundlast-Kraftwerk im Nennbetrieb eine elektrische Leistung
von 255 MW. Bei störungsbedingten Frequenzabsenkungen braucht Berlins größtes Heizkraftwerk jedoch
nur rund 10 Sekunden um die Leistung zu erhöhen und die Frequenz wieder zu stabilisieren.

Neben der Stromerzeugung, wird bei der Besichtigung auch auf die Stromverteilung und Preisentwicklung
eingegangen. Vielleicht sind die Bilder Anregung für den nächsten Wandertag einer Schulklasse.

Link: Alternativer Stromversorgung mit Solarenergie in den USA

Fotos aus dem HKW Berlin Reuter West, November 2004
Die Besichtigung dauerte etwa 2 Stunden.